Vor fast sechzig Jahren spielten die 24-jährige Catherine Deneuve und ihre ältere Schwester Françoise Dorléac im Film Josephine Zwillinge und markierten damit ihre letzte Zusammenarbeit. Der Film, in dem auch Gene Kelly mitwirkte, war ein entscheidender Moment für beide Schwestern – Deneuve erlangte Weltruhm, während Françoises Karriere auf tragische Weise abgebrochen wurde.
Deneuve, heute 79, stammt aus einer Schauspielerfamilie und debütierte 1957 mit Les Collegiales. Es war ihre Rolle in “Les Parapluies de Cherbourg“ aus dem Jahr 1964, die sie zum Star katapultierte, mit ihrer Darstellung einer süßen, unschuldigen Frau, die die Essenz französischer Eleganz einfing. Dies war der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Regisseur Jacques Demy.
Ihr schauspielerisches Spektrum erregte bald die Aufmerksamkeit von Roman Polanski, der sie für Repulsion besetzte, einen Psychothriller, in dem sie eine verstörte junge Frau darstellte, was ihr den Spitznamen “Eisjungfrau“ einbrachte. Diese Persönlichkeit festigte sie noch weiter in Belle de Jour, wo sie eine Hausfrau spielte, die zum Vergnügen heimlich als Prostituierte arbeitet.
1963 wurde Deneuve Mutter und brachte mit dem Drehbuchautor Roger Vadim ein Kind zur Welt. Zwei Jahre später arbeitete sie an der Seite von Françoise in “Josephine“, doch nur wenige Monate nach der Veröffentlichung des Films starb Françoise auf tragische Weise bei einem Autounfall. Deneuve sagte, der Verlust ihrer Schwester sei der schmerzhafteste Moment ihres Lebens gewesen und habe sie für immer verändert.
Trotz dieser Tragödie blieb Deneuve eine Ikone des französischen Kinos und verkörperte die glamouröse Weiblichkeit der 60er Jahre. Mit über 120 Filmen umfasst ihre Karriere mehr als sechs Jahrzehnte. Rückblickend auf ihre Karriere hat Deneuve festgestellt, wie sich die Branche verändert hat: “Mit zunehmendem Alter entwickeln sich Ihre Erfahrungen und die Rollen, die Sie spielen können. Mit 30 kann man nicht mehr die gleichen Rollen spielen wie mit 60”.
Obwohl Deneuve auf der ganzen Welt bewundert wird, hat er hauptsächlich im französischen Kino gearbeitet und nur gelegentlich englischsprachige Rollen übernommen. Sie hat ihre Vorliebe für französische Filme erklärt und fühlt sich eher mit der lateinamerikanischen Sensibilität der Spanier und Italiener verbunden als mit der der Briten.
Zu den bemerkenswerten englischsprachigen Filmen ihrer Karriere gehören “I Feel Something Happening to Me“ (1969) mit Jack Lemmon, “An Extremely Dangerous Game“ (1973) mit Burt Reynolds und “The Crypt of the Midnight Sun“ (1983), in dem sie neben David die Hauptrolle spielte Bowie und Susan Sarandon.
Zu Deneuves Privatleben gehörte eine Heirat mit dem britischen Fotografen David Bailey im Jahr 1965, gefolgt von einer Scheidung im Jahr 1972. Außerdem bekam sie 1972 eine Tochter mit dem italienischen Schauspieler Marcello Mastroianni. 1980 spielte sie in The Last Metro, einem Film mit Gérard Depardieu, brachte ihr große Kritikerlob ein.
Die 90er Jahre brachten Deneuve noch mehr Anerkennung, unter anderem eine Oscar-Nominierung für “Indochina“, der als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet wurde. In den 2000er Jahren war sie in Rollen wie “Dancer in the Dark“ (2000) an der Seite von Björk und Potiche (2010) zu sehen, wo sie erneut mit Depardieu zusammenarbeitete.
Nach einem Schlaganfall im Jahr 2019 stoppte Deneuves Genesung die Produktion von Peaceful, einem französischen Film, an dem sie gearbeitet hatte. Der Schlaganfall veranlasste sie, nach vielen Jahren mit dem Rauchen aufzuhören.
Im Jahr 2022 wurde Deneuve bei den Filmfestspielen von Venedig mit einem Lifetime Achievement Award geehrt, und da sie dieses Jahr ihren 80. Geburtstag feiert, hoffen die Fans, noch viele weitere Auftritte dieser beständigen Ikone zu sehen.